Schlimm genug, dass man fliehen muss - und dann begegnet einem schon die nächste Herausforderung: Man muss ankommen. Deutsch lernen! Maria Degtiarenko leitet die Sprachschule "Bayerisches Haus" in Odessa und engagiert sich in zudem in ihrer neuen Heimat München für die Sprachschule DUSMO: Sie weiß, welche Hürden Ukrainerinnen und Ukrainer hier zu überwinden haben, wie schwer der Sprachkurs fällt - und welche Erfolge trotzdem zu erzielen sind. Ein Gespräch im November 2024, tausend Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges.
Eine Philippinen-Insel, ein Dschungelvolk, eine rätselhafte Plansprache: Eskayan. Mit uns spricht der australische Anthropologe und Linguist Piers Kelly - der seit 20 Jahren zu verstehen versucht, wie ein Volk, in dem die wenigsten schreiben und lesen konnten, zu einer eigenen, aufwändig konstruierten Sprache kam, mit eigenem Vokabular und vor allem: eigener Schrift. Erstmals ausgestrahlt im April 2024.
In dieser Folge geht es um Sprachbots - und die Fragen: Was macht KI mit unserer Sprache? Und welche Folgen hat es für Literaturschaffende, aber auch für die Gesellschaft, wenn wir Sprache automatisieren? - Damit befasst sich auch die Esssaysammlung "Automatensprache", die die Literaturübersetzerin Claudia Hamm herausgegeben hat. Im Gespräch plädiert sie für einen kritischeren Umgang mit Sprachrobotern - und fordert klare juristische Grundlagen für die Probleme mit dem Urheberrecht.
Selich sin die Sanfdmüdichn, ihna werd die ganze Erdn ghörn. Selich sin däi, wous hungerd und durschd nach der Grechdichkeid, sadd solns wern... Die Bergpredigt auf Fränkisch, Matthäus 5, 5-6. Brauchts des? Aber ja, meint unser Gast, der Pfarrer Claus Ebeling: Er und seine MitstreiterInnen übersetzen die Bibel ins Fränkische. Das Neue Tesdamend (sic) ist soeben erschienen, das Alte Tesdamend in Arbeit. "Hopp, etz gemmer obber schnell auf Bethlehem", sagen die Hirten. Wir sagen: Allmächd na!
Jeder kennt sie - grinsend, greinend, grummelnd, grübelnd: Emojis, diese kleinen Grimassen, die unsere digitalen Chats bevölkern, ja, ohne die Kommunikation eigentlich gar nicht mehr denkbar ist. Eine aktuelle linguistische Studie zeigt jedoch: Ganz so einfach ist die Sache mit den Emojis dann doch nicht. Schon ein simples Smiley kann aufs kommunikative Glatteis führen. Warum das so ist und was helfen könnte, erklärt uns die Studienleiterin Prof. Tatjana Scheffler.
Ob in einer Uni-Vorlesung, im Gericht, während einer Pressekonferenz oder im Parlament: In all diesen Situationen kann Stenografie hilfreich sein - denn diese für manche vielleicht verstaubt anmutende Kurzschrift ermöglicht einem, Gesagtes wortwörtlich und in Echtzeit mitzuschreiben. Seit 100 Jahren nutzt man in Deutschland und Österreich die "Deutsche Einheits-Kurzschrift". Am 20. September 1924 wurde sie, nach langen Verhandlungen, verabschiedet und amtlich anerkannt. Was sie ausmacht und welche Bedeutung die DEK auch heute noch hat, erläutert Dion Holder.
Es war das Medienereignis dieser Woche: Fast 70 Millionen Menschen lockte die Fernsehdebatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris am Dienstagabend - bei uns mitten in der Nacht - vor die Bildschirme. Und das weltweit. Wie sich die beiden geschlagen haben, vor allem rhetorisch - darüber sprechen wir mit Dietmar Till, Professor für Allgemeine Rhetorik an der Uni Tübingen.
Vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sind viele Menschen besorgt, wie die AfD abschneiden wird - denn der thüringische Landesverband der Partei gilt als "gesichert rechtsextrem". Vor Kurzem hat Bundeskanzler Scholz explizit vor AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke gewarnt. Scholz sagte: "Der Mann spricht wie ein Nazi." - Wie die Nazis sprechen oder sprachen, das hat wohl niemand so akribisch analysiert wie der jüdische Romanist Victor Klemperer: In seinem 1947 veröffentlichten Werk "LTI - Notizen eines Philologen" beschreibt er präzise, was die Lingua Tertii Imperii (Lateinisch für "die Sprache des Dritten Reichs") ausmachte. Welche Parallelen gibt es zwischen dem Sprachgebrauch im Nationalsozialismus und dem der AfD heute? Und was können wir tun, um keine vorbelasteten Begriffe zu übernehmen? - Ein Gespräch mit der Sprachwissenschaftlerin Julia Cortis.